Interview mit ESSPEE Games: Wie wird man Spieleentwickler?

Interview mit ESSPEE Games: Wie wird man SpieleentwicklerSpieleentwickler zu werden ist für viele Gamer ein Traum.

Die wenigsten davon verwirklichen diesen Traum jedoch oder denken gar nicht darüber nach, diesen Weg einzuschlagen.

Aber wie wird man eigentlich Spieleentwickler, Game Designer oder Programmierer? 

Sven Püttner, Gründer und Geschäftsführer von ESPEE Games hat mir diese Frage beantwortet und erklärt in folgendem Interview, wie ein Spiel ensteht.

ESPEE Games wurde 2013 ins Leben gerufen, hat seinen Sitz in Deutschland und beschäftigt derzeit 5 Mitarbeiter. Das kleine Entwicklerstudio steht aktuell vor seinem bislang größten Projekt. Perfekt also, um einen kleinen Einblick hinter die Kulissen zu werfen…

gamer83.de: Wie viele Spiele hat dein Studio schon entwickelt und woran arbeitet Ihr zurzeit?

Sven: Anfangs war es so, dass ich lediglich alleine begonnen habe, Spiele in meiner Freizeit zu entwickeln. Es war ein Probieren, ein Lernprozess wenn man so möchte.

Vor einigen Jahren, nachdem ich bereits gut 5 kleine bis mittelgroße Spiele erschaffen habe, hatte ich eine von mir schon längere Idee und Vision eines Spiels begonnen umzusetzen. Da dieses Projekt jedoch aufgrund seiner Größe Hilfe benötigte, entschloss ich mich dazu, nach sehr guten Grafikern und 3D Artists ausschau zu halten. Ich wurde recht schnell fündig und so kam es, dass ich nun meine jetzigen Teammitglieder an Board habe mit denen ich aktuell am Open World Abenteuer Spiel „Cubemon“ arbeite.

gamer83.de: ​Du sagst, du hast mit Probieren angefangen und dabei dazugelernt. Aber einfach so anfangen, ein Spiel zu programmieren, kann ja nicht jeder. Welche schulische Ausbildung bzw. Programmierkenntnisse sind für einen Spieleentwickler erforderlich? Und spielt die Hardware auch eine Rolle?

Sven: Um das zu beantworten, muss ich etwas mehr ausholen. Bereits in der Mittelschule war mir klar, ich werde später einmal irgendetwas mit Computern machen. Dabei lag jedoch schon der Fokus darauf, etwas Kreatives zu erlernen. Sowie ich meinen ersten Computer hatte (das war etwa 1998, da war ich 8 Jahre alt), habe ich angefangen mir die damaligen Spiele welche ich auf dem Rechner hatte, genauer unter die Lupe zu nehmen. Damit meine ich, ich habe versucht zu verstehen, wie Sie funktionieren. Klar, es war mir wohl kaum möglich, ein Computerspiel auseinander zu bauen wie man es etwa mit einer Uhr machen würde, um zu sehen, wie es im Inneren ausschaut und wie die Komponenten zusammenspielen, um ein funktionierendes Uhrwerk zu ergeben.

Im Jahre 2000 fand ich dann den RPG Maker 2000, ein von Enterbrain und ASCII entwickelter Editor zum kreieren von 2D RPG Spielen. Stück für Stück und Jahr für Jahr, tauchte ich also immer tiefer in die Materie der Spielentwicklung ein. Irgendwann entdeckte ich dann Visual Basic, eine proprietäre objektorientierte Programmiersprache. Die Programmiersprache Basic, so bin ich der Meinung, war und ist der Einstieg, um Programmieren zu lernen. Der Syntax ist einfach, dass Verstehen und Erlernen geht rasch und auch wenn es unüblich ist mit Visual Basic Spiele zu entwickeln, habe ich es dennoch getan. So entstand mein erstes richtiges entwickeltes Spiel „Dispar“.

Als ich dann meine Schule mit einem Realschulabschluss beendet habe, wurde ich in die weite Welt entlassen, ohne so recht erkannt zu haben, dass das was ich gerne machen würde, nicht in greifbarer Nähe war. Ich bewarb mich für sämtliche Jobs, in sämtlichen Firmen. Es war damals vorerst nur wichtig eine Ausbildung zu machen und abzuschließen. So trat ich dann 2006 eine Ausbildung in der Lagerlogistik an, einem Berufsweg, der mich nicht in die Richtung brachte, in die ich so gerne wollte. Ich brach mit dieser Erkenntnis Mitte 2007 die Lehre ab und startete eine schulische Ausbildung in der Wirtschaftsinformatik.

Schön und gut, man möge meinen, dass wäre näher an dem dran, was ich wollte. Aber dem war nicht so. Es war mehr Rechnungswesen und Controlling. Trockene Einzel- und Gesamtwirtschaftliche Leistungskomplexe und Mathe, sehr viel Mathe! Ich habe die Prüfungen nicht bestanden. Knapp, aber nicht bestanden. Klar, es hatte mich wirklich nicht interessiert und meine Lernbereitschaft dafür war gen Null.

Da war ich also, eine abgebrochene Lehre und eine schulische Ausbildung, die ich regelrecht vermasselt habe. Ich war nun volljährig und entschloss mich, aufgrund meines Wissens, mich als Grafik und Webdesigner selbstständig zu machen. Ich nahm die Zügel selbst in die Hand. Das ist nun 10 Jahre her und in diesen 10 Jahren war ich selbst mein Lehrmeister. Ich bin vermutlich ein Ausnahmefall. Denn sind wir mal ehrlich, man vermutet einen Informatik Studenten sobald man das Wort Spieleentwickler hört.

In der Summe meines Werdegangs kann ich also sagen, dass ich mir alles was ich heute kann, selbst angeeignet habe. Das ist meinem massivem Interesse und der Leidenschaft Etwas zu erschaffen, an dem andere Menschen Freude haben, geschuldet.

Um auf die Frage zurückzukommen, welche Programmiersprache erforderlich ist, um ein Spiel zu entwickeln, kurzum: es ist egal! Du kannst mit jeder bekannten Programmiersprache ein Spiel entwickeln. Einfacher und komfortabler ist es jedoch, sich eine bestehende Engine vorzunehmen und auf Basis dieser dann ein Spiel zu entwickeln. Da gibt es einige, die bekanntesten jedoch müssten Unity, Cry Engine und die Unreal Engine sein. Wir entwickeln unser aktuelles Projekt „Cubemon“ mit der Unity Engine und der Sprache C# (C-Sharp).

Und ja, die Hardware ist kein unwichtiger Faktor. Es bedarf an einiger Rechenleistung wenn man mit aufwändigen 3D Animationen arbeitet, eine große 3D Welt erschafft, kompiliert und aufwändige Funktionen laufen lässt.

gamer83.de: Ein interessanter Werdegang den du da hast! In der Tat vermuten die meisten wohl eher ein Studium in Informatik. Kommen wir zurück zu eurem aktuellen Projekt „Cubemon“. Hierzu hast du dir damals weitere Mitarbeiter an Board geholt. Warum braucht man Grafiker, 3D Artists, etc. und wie hängt das mit dem eigentlichen Programmieren zusammen?

Sven: Bei einem Vorhaben wie eben einem Spiel dieser Größenordnung ist es kaum bis gar nicht machbar, es zu finalisieren. Man muss sich das so vorstellen: Ein Automechaniker kennt sich prima mit dem Motor aus, man kann ihm in Puncto Schrauben nichts vormachen. Doch so gut er noch sein mag, er wird die Komponenten eines Motors nicht selbst anfertigen können. Dazu braucht er wiederum Leute, welche eben dies können und beisteuern.

So ist es auch bei der Entwicklung eines Spiels. Der Programmierer braucht seine 3D Artists, Grafiker etc. um letztendlich, wie der Automechaniker, alles zu einem Spiel zusammen brauen zu können. Klar, es gibt auch die sogenannten Eierlegenden Wollmilchsäue. Doch dann ist es eine Frage der Zeit – Ein Allrounder mag zwar kleine Spiele komplett selbst entwickeln können, doch bei einem Open World Spiel dieser Größe, wäre das eine Lebensaufgabe. Und bis man ein solches Projekt komplett alleine aufgebaut hat, wird es wohl gar kein Betriebssystem mehr geben, auf dem es läuft.

Interview mit ESSPEE Games: Wie wird man Spieleentwickler?

Der Arbeitsplatz von Sven Püttner.

gamer83.de: Vielen Dank für das einleuchtende Beispiel! Um was geht es in „Cubemon“?

Sven: „Cubemon“ ist ein Open World Abenteuer Spiel. Du schlüpfst in die Rolle eines Jungen, welcher durch seinen Großvater und dessen Tagebuch-Geschichten über eine geheimnisvolle „Sonneninsel“ und derer Einwohnern, den Cubemons erfährt. Du brichst nach dem Fund einer gezeichneten Karte, welche den Weg zur Sonneninsel zeigt, auf. Dort angekommen, startest du am Strand, von welchem das Abenteuer beginnt.

Du triffst recht schnell auf die ersten Cubemons der Insel und wirst im Laufe dessen deinen eigenen Begleiter haben, welcher dir nicht mehr von der Seite weicht. Du kümmerst dich um ihn, fütterst ihn und wirst ihn trainieren. Besonders dabei ist, dass die Cubemons sich durch unterschiedliche Einflüsse und Faktoren jederzeit entwickeln können. Gibst du deinem Cubemon zum Beispiel gebraute Feuertränke, fütterst ihn mit Feuerbeeren oder bist oftmals in heißeren Biomen unterwegs, so ist es sehr wahrscheinlich, dass er sich in ein Feuer-Cubemon verwandeln wird. Während deiner Reise wirst du Aufgaben erfüllen, einheimischen Cubemons helfen ihre Camps aufzubauen, geheime Orte entdecken, dein Cubemon leveln, Ressourcen abbauen, gegen Bosse kämpfen und vieles vieles mehr.

Cubemon wurde inspiriert durch Pokemon und sehr stark durch das für die Playstation 1 damalige Digimon World. Das Alles gepaart mit einer großen offenen Welt, einer World of Warcraft Steuerung, einem Echtzeitkampfsystem und einer soften, an The Legend of Zelda: Breath of the Wild -ähnlichen Grafik.

gamer83.de: Klingt nach einer erfolgsversprechenden Mischung! Was denkst du, wie viel Zeit ein Spiel dieser Größe in Anspruch nimmt? Bzw. wann wird es eine spielbare Fassung geben?

Sven: Ein so großes Spiel ist wenn man so will, schon ein Mammutprojekt. Wir arbeiten aktuell bereits knapp über ein Jahr daran und werden bis zur ersten spielbaren Fassung, sprich dem Early Access, etwa bis Ende 2019 benötigen. Man kann in der Regel von 2 bis 3 Jahren Entwicklung ausgehen. Gerade unkalkulierbare Faktoren wie Beispielsweise auftretende Fehler vor dem Release, können das Ganze gut und gerne mal ein paar Monate nach hinten schieben.

gamer83.de: Vielen Dank für den kleinen Einblick in die Arbeit eines Spieleentwicklers. So viel ich weiß, seid ihr vor Kurzem auch mit einer Kickstarter Kampagne für Cubemon an den Start gegangen. Nun darfst du etwas Werbung dafür machen ;-)

Sven: Ich habe zu danken. Es hat mir wirklich Spaß gemacht, den Gamern auch mal zu berichten, wie es hinter den Kulissen ausschaut.

Ja, ganz genau, wir haben eine Kickstarter Kampagne ins Leben gerufen, um die Kosten, welche bei der Entwicklung eines Spiels entstehen, zu decken und natürlich um mehr Content für „Cubemon“ zu erschaffen. Der Entwicklungstatus des Spiels liegt übrigens etwa bei 55%. Wer uns unterstützt, kann sich bei Kickstarter Belohnungen aussuchen. Unter Anderem einen Early Access Key, ein großes Cubemon Poster, ein Boosterpack mit Cubemon-Karten oder auch die Möglichkeit, seinen eigenen Cubemon zusammen mit uns zu entwerfen und im Spiel zu integrieren.

Wer uns unterstützen möchte, kann das sehr gerne auf Kickstarter tun:
https://www.kickstarter.com/projects/swaynie/cubemon-a-open-world-adventure-rpg?ref=evxkcj

Einen kleinen Bericht auf GIGA GAMES gibt es außerdem auch:
https://www.giga.de/extra/indie-games/news/cubemon-kickstarter-projekt-verbindet-pokemon-und-digimon/

Unsere Website für aktuelle News und Infos zum Spiel kann hier gefunden werden:
http://cubemon-game.com/

Auf Twitter und Facebook kann uns ebenfalls gefolgt werden:
https://twitter.com/ESSPEEstudio
https://www.facebook.com/cubemon/

 

Fazit

Dank des ausführlichen und ehrlichen Einblicks in den Werdegang von Sven, kann man also mit viel Leidenschaft, Begeisterung und Fleiß sehr wohl Spieleentwickler werden. Und das nicht unbedingt mit einem Studium.

Wenn dich also dieses Interview und Sven’s Geschichte inspiriert haben, nichts wie los und eine Programmiersprache lernen!

Ich bin gespannt wie es mit „Cubemon“ weiter geht und vielleicht gibt es ja im nächsten Jahr dann einen Test von gamer83.de ;-)

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