Was ich vom neuen ALDI-PC halte und wann du ihn kaufen solltest

ALDI-PC

Der neue ALDI-PC – Bildquelle: MEDION

Ab dem 4. Dezember gibt es bei ALDI SÜD wieder einen so genannten „High-End-Gaming PC“ für sagenhafte 1.299,- Euro zu ergattern.

Doch was steckt drin im neuen ALDI-PC und lohnt sich der Kauf überhaupt für dich?

Im folgenden Beitrag schauen wir uns einmal die Hardware im Detail an und philosophieren über den Begriff „High-End-Gaming“ und die Grundsatzfrage Komplett-PC.

 

Zur Austattung des ALDI-PCs

Zugegeben, der MEDION ERAZER X67015 (so die offizielle Bezeichnung) hat auf den ersten Blick ordentlich Power unter der Haube. Allein mit dem Prozessor Intel Core i7-8700 und einer Nvidia GeForce GTX 1070er Grafik hast du mehrere Jahre ausgesorgt.

Dazu steckt folgende Hardware mit drin:

  • 16 GB DDR4 Arbeitsspeicher
  • 2 TB Festplatte
  • 256 PCIe SSD
  • DVD-/CD-Brenner
  • WLAN Controller mit integriertem Bluetooth
  • LAN Gigabit Controller
  • Kartenleser für aktuelle Standards
  • 6-Kanal High-Definition Audio

Außerdem gibt es ein beleuchtetes Gehäuse mit Tragegriff und Headset-Halterung, Windows 10 Home und einen Hot-Swap Festplattenwechselrahmen dazu.

Was mir bei dieser Auflistung wieder sofort auffällt und typisch „Komplett-PC“ mit Kampfpreis ist, sind die fehlenden Details zu den Hardware-Komponenten. Bis auf den Prozessor werden nicht einmal Hersteller oder genauere Details genannt.

Grafikkarte

Um welche handelt es sich genau? Wir wissen nur, dass der GTX 1070 Chip  und 8 GB Speicher verbaut sind. Wie sieht es mit dem Kühlsystem aus? Wurden Marken-Bauteile für die Karte verwendet oder billige China-Ware?

Vermutlich erwartet dich mit dieser Grafikkarte eine ohrenbetäubende Lautstärke bei Volllast inkl. Spulenfiepen

Arbeitsspeicher

OK, es sind 16 GB. Und weiter? Es gibt DDR4-Speicher von 2133 Mhz bis 4266 Mhz. Ganz zu schweigen von den Latenzen, die für „High-End-Gamer“ schon eine Rolle spielen. Handelt es sich um ein einziges Modul oder um zwei Module?

Wahrscheinlich  wurde auch hier namenloser Speicher verwendet. Und läuft der RAM nicht stabil, drohen Abstürze und Blue-Screens.  

Die Festplatten

Das gleiche Spiel finden wir bei der 2 TB großen Festplatte. Mit welcher Umdrehungsgeschwindigkeit arbeitet die HDD und wie schaut es mit Zugriffszeiten, Cache und Zusatztechnologien aus?

Bei der SSD ist es ähnlich. Es handelt sich um eine M.2 SSD (wird direkt auf dem Mainboard verbaut) mit 256 GB. Über maximale Lese- und Schreibzugriffe, Übertragungsraten, etc. wissen wir nichts.

Die Infos bei der HDD würde ich sogar vernachlässigen, solange ich eine SSD als Systemplatte verwende. Jedoch würde ich bei DIESER dann aber genau wissen wollen was Sache ist. 

Mainboard und Netzteil

Huch! Wo standen gleich nochmal die Angaben zu Mainboard und Netzteil? Nirgends! 

Wieder ein typisches Ding bei Günstig-Komplett-Rechnern. Dabei sind diese zwei Komponenten grundlegend für ein stabiles System.

Auf dem Mainboard läuft doch alles zusammen! Wird hier bei den Kondensatoren, Bauteilen, Löststellen, usw. nicht auf Qualität geachtet, sind Abstürze vorprogrammiert. Geschweige denn vom Übertaktungspotential…

Das Netzteil hat die Aufgabe, alles mit konstanter Leistung zu versorgen und dabei sehr Effizient mit der Energie umzugehen. Leichte Schwankungen in den einzelnen Spannungsbereichen sorgen direkt für Systemcrashs!

Restliche Hardware

Die übrigen Komponenten bezeichne ich für diesen Beitrag einfach mal als „trivial“. Ob das Gehäuse nun beleuchtet ist, die Onboard-Soundkarte 6 Kanäle hat oder ein Kartenleser verbaut ist oder nicht, spiel keine Rolle. Ein DVD-/CD-Brenner ist heute ebenfalls nicht mehr erwähnenswert.

Einzig zum Gehäuse sind noch zwei Sätze zu sagen: Fertig-PC-Gehäuse neigen dazu, nicht für Umrüstungen, häufige Öffnungen oder zusätzliche Hardware gemacht zu sein. Ich habe es schon einmal erlebt, dass ein Gehäuse für einen Komplett-Ausbau zerstört werden musste.

MEDION ERAZER X67015

Der neue ALDI-PC –
Bildquelle: MEDION

High-End-Gaming – Nicht wirklich

Was verstehst DU eigentlich unter High-End-Gaming? 

Für mich bedeutet es – wie der Name schon sagt – das obere Ende der verfügbaren Möglichkeiten. Reden wir also schon von High-End-Gaming bei diesem ALDI-PC? Nur, weil er einen starken Prozessor und eine schnelle Grafikkarte (unbekannter Herkunft) hat?

Also für mich ist das einfach nur ein Gaming-PC. Mehr nicht. Selbst der Prozessor könnte noch gut das „K“ vertragen. Also Intel Core i7 8700K – was immerhin deutlich mehr Power und Übertaktungspotential mitbringt.

Nein – für die Bezeichnung High-End müsste neben dem stärkeren Prozessor auch bei jeder einzelnen Komponente das obere Ende drin sein. Und da wir zum größten Teil nicht einmal wissen, was genau verbaut wurde, wird es fast schon fraglich, überhaupt die Bezeichnung „Gaming-PC“ zu nutzen.

 

Komplett-PC: Ja oder nein?

Wie oben schon mehrmals erwähnt, haben Komplett-PCs in vielen Fällen ein Problem. Besonders wenn es Kampfpreis-Angebote sind: Bis auf den Prozessor und den Grafikchip wird an jeder möglichen Stelle gespart und verschwiegen. Belanglose Dinge werden dagegen vom Marketing ausgeschlachtet. 

Leider ist diese Problematik sehr vielen Käufern nicht bekannt.

Denn gerade diese Billig-Komponenten sorgen sehr häufig für Abstürze, was wiederum noch weniger wissen. Schnell wird die Schuld dann auf das böse Windows geschoben.

„Ein Apple iMac läuft da viel stabiler und bereitet keine Probleme“ heißt es dann immer. Klar, bei Apple werden auch geprüfte, standardisierte Bauteile verwendet. Deshalb kostest ein vergleichbarer Apple iMac auch mindestens 2.000 Euro.

Aber für ein PC-System 2.000 Euro ausgeben kommt gar nicht in Frage! Immer wieder witzig und leider auch traurig… 

Apple ist nicht teurer als ein PC. Es gibt nur keine Möglichkeit, Billig-Hardware einzusetzen. Andersrum ist ein PC nicht instabiler oder schlechter, es gibt nur viel zu einfach die Möglichkeit, Billig-Hardware einzusetzen. Klingt cool oder? :-)

Wenn Komplett-PC, dann richtig.

Achte beim Kauf eines Komplett-PCs immer darauf, dass alle Komponenten eindeutig ausgewiesen sind!

Ein guter Spezialist für Computersysteme ist zum Beispiel die Firma Ankermann. Hier werden die angebotenen PCs von erfahrenen Technikern organisiert, gebaut und getestet.

Optimal also, wenn du dich nicht mit der Auswahl und dem Zusammenbau auseinandersetzen willst oder dich nicht genug auskennst.

 

Kann ich den ALDI-PC nun kaufen oder nicht?

Trotz der vielen Argumente gegen diesen Komplett-PC, empfehle ich ihn unter bestimmten Umständen dennoch zu kaufen…

  1. Du bis PC-Einsteiger, hast bis auf einen Kaufwunsch noch nichts und möchtest schnell gute Leistung für wenig Geld. Dann kaufe dir diesen PC, beobachte was dich im Nachhinein stört und rüste schrittweise nach. Also mal ein gescheites Mainboard und Netzteil für den Anfang. 
  2. Dir sind alle angesprochenen und evtl. zu erwartenden Nachteile total egal, möchtest einfach nur zocken es geht nur um den verdammten Preis. 

Denn was sicher Ist: Der Preis von 1.299,- Euro für dieses Paket ist genial. Nur darfst du davon neben der reinen Spielleistung nicht zu viel erwarten.

Wenn du Fragen zu den einzelnen Punkten hast und dir unsicher bist, darfst du gerne die Kommentar-Funktion benutzen. Ich beantworte sie dir gerne.

Hier noch der direkte Link zur ALDI-Seite…

2 Kommentare

  1. Preiswerter wird man wohl solch einen PC nicht bekommen. Es fängt aber schon beim Prozessor an. Dieser ist zwar nicht schlecht, wenn es ums Gaming geht aber übers Ziel hinaus geschossen. Mit einem i5 8400 ist man nur minimal langsamer unterwegs. Das gesparte Geld kann man dann schon in eine 1070ti oder eine 1080 investieren.

    So würde man einen wirklichen Gaming PC bekommen und das für nur ein paar Euronen mehr!

    Antwort
    • Tja da geht die Schere zwischen Marketing und wirklichem Nutzen auseinander ;-)

      Antwort

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