Im Februar 2022 unterzog ich den ursprünglich selbst gebauten Eck-Schreibtisch einer erheblichen Umbaumaßnahme. Man könnte auch sagen, ich zerstörte meinen schönen Eckschreibtisch und stellte Nutzen vor Optik.
Grund dafür war der Test und die anschließende Nutzung des Liftor Gaming Tischs.
Nach über zwei Jahren hat mir dann das gesamte Setup doch nicht mehr gefallen und irgendwie wirkte alles sehr zusammengeschustert.
Der finale Impuls kam dann mehr oder weniger durch eine unschöne Stelle in der Carbon-Folie der Liftor Tischplatte. Diese hatte ich selbst durch die leichtsinnige Nutzung von Kleber und Lösemittel zu verantworten.
Also beschloss ich, die Gaming-Ecke erneut mit einer selbst gebauten, angepassten und lackierten Tischplatte zu versehen. Ziel sollte es sein, wieder eine harmonische Optik (gleiches Holz) herzustellen, etwas mehr Tiefe der Tischplatte zu erhalten und gleichzeitig das Gestell des Liftor Tisches zu nutzen. Dazu in Gesamtheit eine sehr cleane Optik.
Neues Feature: Die künftige Tischplatte wird mit einer vertikalen Rückblende versehen, die jegliche Sicht auf Kabelsalat verhindert und dabei sinnvolle Beleuchtungseffekte erzeugt.
Ursprüngliche Version April 2020
Nach dem Umbau im Februar 2022
Die Planungsphase
Nun aber einfach eine Platte im Bauhaus kaufen, zusägen und auf das Gestellt spaxen, ist nicht mein Ding. Immerhin soll die Sache nach was aussehen, lange halten und sich dazu gut anfühlen.
Also in Ruhe durchplanen, recherchieren und kalkulieren, was ich dazu alles so brauche. Schnell war klar, dass die Kosten alles andere als günstig werden. Aber immerhin erhalte ich dann meine individuelle Tischplatte in geil!
Dabei kam folgende Materialliste heraus:
- Leimholzplatte aus Buche mit 2,7 cm Stärke: 100,- Euro
- Leimholzplatte aus Buche mit 1,8 cm Stärke: 25,- Euro
- Schreibtischlack* & Verdünnung: 30,- Euro
- Dübelset* für Blende: 20,- Euro
- Schleif- und Lackierzubehör: 20,- Euro
- Tisch-Hub mit Steckdose und Kabelführung: 50,- Euro
- Elgato LED Light-Strip*: 60,- Euro
Da kommen dann mal schnell rund 300,- Euro zusammen. Würde es aber so einen Tisch von der Stange geben, würde dieser bestimmt deutlich über 500,- Euro kosten. So gesehen perfekt schön geredet ;-)
Das wirklich ärgerliche an dem ganzen Projekt ist aber der Faktor Zeit. Pro Lackschicht müssen mindestens 10 Stunden vergehen, dann Zwischenschliff und neue Lackschicht auftragen. Und das auf Vorder- und Rückseite!
Nach der Fertigstellung sollte der Lack dann mindestens 7 Tage durchtrocknen. Zusammen sind das ca. 14 Tage Wartezeit mit kleinen Arbeitsgängen zwischendrin.
Da ich von Natur aus ungeduldig bin und immer alles sofort haben möchte, wird dies wohl das schlimmste für mich.
Die Bauphase
Nachdem die große Tischplatte gekauft und ins Eigenheim geschafft wurde, kann es losgehen. Das kniffligste an der ganzen Sache wird das genaue Ausmessen des Beschnitts.
Denn die neue Platte soll sich optimal in die „Ecke“ einpassen. Bedeutet also einen Schrägschnitt mit verschiedenen Winkeln an den Seiten sowie das gleiche Spiel an den oberen Enden zur Wand hin.
Mit etwas Mathematik, ein paar Hilfsmitteln und viel Hoffnung ist mir das auch ganz gut gelungen. Schließlich gibt es nur eine Chance. Andernfalls wäre ich um etwas Brennholz reicher und könnte erneut in den Baumarkt fahren.
Anschließend wird direkt vor Ort geprüft, ob die Tischplatte auch passt und wo evtl. noch etwas weggehobelt werden muss. Auch die hintere Blende schneide ich direkt zu und lege alles testweise auf das Tischgestell.
Die Tastatur wird in diesem Fall genutzt, um mir die richtige Tiefe zu prüfen. Die Monitore ragen auch genau wie es sein soll über die Blende, die künftig mit einem LED-Band für indirekte Beleuchtung sorgt…
Schleifen & lackieren, schleifen & lackieren, schleifen & lackieren, schleifen & lackieren
Wie anfangs erwähnt, folgt nun die zeitaufwändigste Arbeit, die sich einfach nicht abkürzen lässt. Die Trocknungszeit des Lacks zwischen den Schichten ist zwingend einzuhalten.
Nachdem alle Ecken und Kanten geschliffen und abgerundet wurden, folgt die erste Grundierungsschicht…
Die nächsten 10 Tage wird also immer wieder mal etwas geschliffen und lackiert. Dabei wird die Körnung des Schmirgelpapiers immer feiner, bis sich der Tisch zunehmend wie ein richtiges Möbelstück anfühlt.
In Summe sind das 3 Lackschichten pro Seite. Ebenso bei der Blende.
Wie auf dem nächsten Bild zu sehen ist, habe ich die Tischkannte an der Nutzseite stark abgerundet, damit später auch keine unangenehmen Druckstellen an den Unterarmen aufkommen. Bei meinem ersten Tisch hatte ich vergessen.
Die Hochzeit
So nennt man es meines Wissens in der Automobilindustrie, wenn Fahrwerk und Chassis vereint werden. Und in meinem Fall meine ich damit die Zusammenführung der Tischplatte mit der hinteren Blende.
Hierzu habe ich mir extra ein Dübelset gekauft, damit das auch fast wie vom Tischler wird :-)
Zunächst muss aber auch mit einem Dübelset etwas gehirnt werden. Alleine das System zu verstehen ist so ein Ding.
Aber irgendwann „schnaggelt“ es dann und es kann losgehen. Dazu werden die beiden Verbindungsstücke übereinander gelegt und die Stelle des Dübels angezeichnet.
Danach folgt das anbohren mit der Schablone. Nach einem ersten (fast gescheiterten) Versuch habe auch ich es verstanden, dass es besser ist, die Schablone mit einer Schraubzwinge zu fixieren.
Wichtig ist, die Bohrtiefe zu begrenzen. Sonst bohren wir keine Vertiefung, sondern ein Loch in die Blende.
In die eben gebohrten Löcher der Blende werden dann die Holzdübel mit etwas Leim gesteckt. Sieht bis hier hin schon mal richtig nach Industriemöbel aus oder?
An die gleiche Stelle wird dann mit der Schablone auch ein Loch in die Tischplatte gebohrt. Um zu verstehen, wie das später genau zusammenfindet, hatte ich mit zwei Abfallstücken ein Test gemacht. Dann war es klar!
Nun folgt die Zusammenkunft beider Teile und natürlich der spannendste Moment…
Was für ein Wahnsinn! Es passt tatsächlich wie die Faust aufs Auge!
Und fertig! So stolz auf meine eigene Handwerkstätigkeit war ich in der Tat schon lange nicht mehr. Die Verbindung ist so fest, dass sie komplett über die Holzdübel hält.
Zur Sicherheit jage ich aber noch 3 Spax von hinten durch das Holz. Aber ohne die Holzdübel hätte ich das nie für die Schrauben alleine fixiert bekommen.
Der Blick an die Unterseite zeigt mir erneut, wie gut die Verbindung ist. Die beiden Kanten bilden eine Linie und ich denke, genau dafür ist diese Schablone so wertvoll. Die richtige Bohrlochhöhe bzw. Position ist entscheidend.
Einzug in den Gaming-Room
Nach der Hochzeit folgen noch ein paar kleine Arbeiten…
Mit einer Lochsäge wird in der oberen Mitte der DIY Tischplatte das Loch für den Hub gesägt. Die Monate folgt dann ganz einfach per durchstecken und festschrauben des Gegenstücks.
Außerdem wird ein kleines Aluprofil an die Oberkante der Blende geklebt, worauf wiederum der LED-Streifen seinen Platz finden und dann nach unten Richtung Tischplatte strahlt. Leider habe ich hier vergessen zu fotografieren.
Und schließlich kommt wieder alles an Ort und Stelle. Die nächsten paar Tage lege ich noch ein Handtuch auf den Tisch, damit der Lack 100%ig durchtrocknen kann. 14 Tage später ist dann aber endgültig die maximale Belastung möglich.
Fazit
Mit dem Ergebnis bin ich mehr als zufrieden und sehr stolz auf meine handwerkliche Leistung im Bereich Tischlerarbeiten.
Auch die Optik ist genau wie ich es mir vorgestellt hatte. Der Aufwand der vielen Schleif- und Lackiervorgänge hat sich ebenfalls gelohnt. Die Oberfläche fühlt sich einfach wie aus dem Möbelhaus an!
Nun ist die Schreibtischlandschaft in meinem Gaming-Room wieder aus einem Guss und wir können uns an ein nächstes Projekt machen!
Felix
Wow, sieht gut aus
Dennis | gamer83.de
Danke :-)