Na was ist denn da passiert?
Sollte Fallout 4 nicht einschlagen wie eine Bombe?
Die relativ späte Ankündigung des neuen Endzeit-Titels aus dem Hause Bethesda zeigte Wirkung. Ein unglaublicher Hype entwickelte sich und viele Fans und Neueinsteiger stellten hohe Erwartungen an Fallout 4.
Dann, kurz nach Release die Ernüchterung: Zum Teil empörte Stimmen, die sich über fehlende oder schlecht umgesetzte Spielelemente beschweren. Hier und da keine Perfektion und falsche Versprechungen heißt es.
Was haben die erwartet? Bis heute verstehe ich nicht, wie Leute von einem Flop reden können… Ob Fallout 4 aber den Vorgänger (und damit meine ich Fallout 3) schlagen kann, soll der Test zeigen.
Die Grafik
Ich sage es gleich. Ich werde der Grafik hier satte 10 Punkte geben. Nicht etwa, weil die Texturen so gestochen scharf wären oder die Technik dem neuesten Stand entspricht. Zur Grafikwertung gehört meiner Meinung nach etwas mehr wie die strikte Analyse der Engine.
Nein Fallout 4 schafft es, ein Ödland zu schaffen, wie ich es mir vorstelle. Die Details im Open-World-Gelände sind einfach atemberaubend. Ein Spaziergang querfeldein hatte neben den zu entdeckenden Nebenmissionen zum Teil etwas von Grafik-Sightseeing. Dazu wirken sehr tolle Lichteffekte beinahe wie ein Fenster in eine andere Welt (oh das hab ich aber schön gesagt oder?).
Hinzu kommen die wirklich stimmungsvollen „Überreste“ der Welt vor dem Atomkrieg. Also beispielsweise verbranntes Spielzeug, verrostete Kinderwägen und aber auch menschliche Überreste in – vom Tod überraschten – Posen.
Das ist der Hammer!
Einfach in eine unentdeckte Richtung des Ödlands laufen und mal schauen was so passiert. Das ist genau das, was Fallout schon immer ausgemacht hat. Und in diesem Teil ist diese Sache so gut wie perfekt umgesetzt. Und genau SO muss Open-World sein!
Der allgemeine Soundtrack (also nicht das Radio) ist wirklich toll geworden. Sehr stimmungsvoll an jede Situation angepasst und hochwertig. Einfach nur super…
Die Werkbänke zum Waffen und Rüstungen basteln machten wirklich sehr viel Spaß. Vor allem, weil dadurch das ganze Schrott sammeln auch einen Sinn hatte. Hilfsmittel wie Stimpacks, Drogen oder Nahrung war nun eher nicht mein Ding. Gab es ja genug zu finden.
Das nervt…
OH MEIN GOTT DIESE LADEZEITEN!!!
Schon lange hat mich nichts mehr so genervt wie diese verdammten Ladezeiten. Obwohl ich das Spiel bereits auf einer flotten SSD installiert und meine CPU nicht gerade die langsamste ist, dauerte es zum Teil ewig. Und es kommt bei Fallout eben mal vor, dass ich in ein Gebäude kurz reinschauen möchte. Bei jeder Tür, jedem Gebiet und jeder Ebene ewiges Warten vor dem Bildschirm. Geht mal gar nicht! Ich möchte gar nicht wissen, wie das Ganze auf einer lahmen HDD war…
Das Diamond City Radio kann man übrigens auch in der Pfeife rauchen! Wer hat sich denn diesen Schwachmaten als Moderator ausgedacht? Die Musik war dazu auch schon mal besser. Deshalb lieber den normalen Soundtrack laufen lassen…
Story und Spieltiefe
Tja, alles beginnt mit der Suche nach dem entführten Sohn Shaun. Schnell wird aber klar, dass es im Commonwealth im Jahr 2277 um eine größere Sache geht. Eine Ethikfrage liegt in der Luft und reizt die Gemüter zwischen den vier Fraktionen. Sind intelligente, menschenähnliche Roboter – genannt Synths – nun frei und haben Rechte oder nicht?
Zugegeben, eine recht coole und filmreife Story. Eigentlich. Leider zündet das Ganze nicht ganz so, wie erhofft. Die unklare und freie Fraktionszugehörigkeit verwischt alles ein wenig. Also kurz gesagt, könnte besser sein.
Die Spieltiefe hingegen gibt mal richtig Gas. Schon zum Start des Spiels (noch vor dem Krieg) personalisieren wir uns mit dem Spielcharakter. Die Flucht in den Bunker während die Bomben kommen sowie die Ereignisse innerhalb der Vault 111 schweißen uns emotional fest mit dem Spielcharakter zusammen.
Aufgrund dessen fallen uns im späteren Spielverlauf einige Entscheidungen relativ schwer. Die Story setzt sehr stark auf die Ethikfrage und fordert uns somit stets heraus. Gut oder Böse? Die alte Frage.
Das Sahnehäubchen bildet die Tatsache, dass unser Protagonist sprechen kann und dies auch sehr cool macht. Sarkasmus-Antworten, Überredungsversuche, Drohungen und Schmeicheleien sind perfekt umgesetzt.
Fazit
„Knapp daneben“ würde ich diesen Test kurz und knapp zusammenfassen. Aber nur im Vergleich mit dem Vorgänger Fallout 3. Der war irgendwie knackiger.
Für Fans der Reihe und Endzeit-Sympathisanten ist der Titel jedoch auf jeden Fall ein Muss! Er hat hier und da ein paar kleine Schwächen aber ist und bleibt ein genialer Fallout-Titel.
Gut, die ganze Sache mit der eigenen Behausung, das gesamte Baumenü war irgendwie nicht ganz ausgereift. Vor allem brachte ein selbst gebautes Heim/Lager keinen Vorteil im Spiel. Weshalb also die Mühe? Dazu mit dieser verfehlten Bedienung des Baumenüs…
Die Elemente des Waffen-, Rüstungs- und Hilfsmittelcraftings und das gesamte Fähigkeitensystem sowie das Kampfsystem V.A.T.S. kann sich aber getrost auf die Schulter klopfen. Hier wurde alles richtig gemacht – Chapeau!
Schlussendlich war ich wieder einmal vom Ödland, dem Commonwealth bzw. dem Boston der Endzeit begeistert und das Spiel macht lange Zeit einen riesen Spaß. Ob 20, 50 oder 100 Stunden. Das freie Entdecken ist eine Sache, die sonst kein anderes Spiel in dieser Weise liefert und macht Fallout 4, in diesem Punkt zumindest, einmalig.