
In diesem Beitrag werden Marken und Produkte genannt, gezeigt oder verlinkt. In Einzelfällen werden mir auch Testmuster zur Verfügung gestellt. Die deutschen Gesetze verlangen, dass ich in diesem Fall auf WERBUNG hinweise. Du kannst dir sicher sein, dass meine Meinung dadurch nicht beeinflusst wird…
Der FOSTEX T50RPmk4g
Fostex? Wer ist Fostex und woher stammt das Unternehmen? Das musste auch ich zuerst recherchieren, da ich vor diesem Test und der folgenden Review noch nie etwas von dieser Marke gehört habe.
Fostex bzw. die Foster Denki K.K. stammt aus Japan und wurde in den 60er und 70er Jahren durch die Herstellung von Lautsprechern und Bandmaschinen groß. Heute zählen sie zu den führenden Marken professioneller Aufnahmetechnik und Studio-Equipement wie zum Beispiel Kopfhörer.
Der T50RPmk4g ist eine Abwandlung des T50RPmk4 und wurde speziell für die Gaming-Szene kreiert. Anscheinend, weil das Standardmodell zunehmend von Gamern und Streamern als Geheimtipp entdeckt wurde und da hat Fostex natürlich reagiert.
Was genau das Geheimnis sein soll und ob es an dieser speziellen RP-Technologie liegt, wollen wir mit diesem Test herausfinden. Natürlich auch, ob es sich lohnt, so ein spezielles Modell fernab der üblichen Vertreter in Erwägung zu ziehen.
Um den Fostex T50RPmk4g vorab einzuordnen: Der Marktpreis liegt derzeit bei ca. 300,- Euro und somit gehört er schon zur oberen Liga. Wir haben hier eine halboffene Bauweise und magnetostatische Treiber. Für weitere Infos empfehle ich die Produktseite von Mega Audio, die mir dankenderweise ein Produktmuster zur Verfügung gestellt haben.
Verarbeitung, Haptik und Design
Üblicherweise beginne ich so eine Review mit dem Punkt Verpackung & Lieferumfang. Dass es beim T50RPmk4g hierzu nicht sonderlich viel zu berichten gibt, ist zwar schade, tut aber auch nichts zur Sache. Nach dem Test des Audeze LCD-GX und seinem „Koffer“ ist danach eh alles langweilig ;-)
Fostex setzt in diesem Fall komplett auf die Kombination aus Kunststoff und Kunstleder. Lediglich die Bügel, an denen die Ohrmuscheln hängen, sind aus Metall (Aluminium) gefertigt. Dass Kunststoff nicht gleich Kunststoff ist, müsste inzwischen jeder verstanden haben. Und hier stimmt beim T50RPmk4g die Qualität auf jeden Fall.
Dies schlägt sich auch in der Haptik nieder. Keine scharfen Kanten, Grate oder ungleiche Verbindungsstellen. Der Kopfhörer fühlt sich leicht und dennoch hochwertig in der Hand an.
In Sachen Polsterung kommt ein in dieser Preisklasse üblich, hochwertiger Memory-Foam zum Einsatz. Die Bespannung mit Kunstleder ist eine Grundsatzentscheidung, die beim Anwender einfach Geschmacksache ist. Ich persönlich stehe eher auf flauschiges Velours. Aber auch hier merkt man, dass es kein 40 Euro Produkt ist.
Der Kopfbügel hat ebenfalls ein leichtes Polster, was ich sehr begrüße. Der FOSTEX-Schriftzug am Kopfbügel ist dann fast schon alles in Sachen Design. Wobei wir beim letzten Punkt wären. Der T50RPmk4g ist in schlichtem, seriösem Schwarz gehalten. Keine Zierelemente, kein Schnickschnack.
Zusammengefasst eine prima Verarbeitung hochwertiger Materialien. Beim Design folgt Fostex einer klaren und reifen Linie, wie es sich für einen professionellen Kopfhörer in dieser Preisklasse gehört.
Das Gewicht ohne Kabel liegt übrigens bei 369 g, was trotz der leichten Bauweise noch gut spürbar auf dem Kopf ist.
RP-Technologie
Fostex reibt einem diese spezielle RP-Technologie des T50RPmk4g ja förmlich an jeder Stelle unter die Nase. Also möchte ich in diesem Test auf jeden Fall darauf eingehen. Vor allem möchte ich verstehen, um was es hier eigentlich geht.
Hier ein Auszug der offiziellen Beschreibung (megaaudio.de):
Die RP-Technologie, die vor über 50 Jahren entwickelt und im Laufe der Jahre immer weiter verfeinert wurde, geht nun in die 4. Generation. Eine neue gedruckte Spulenform wurde verwendet, um den Schwingungsbereich der Flachmembran zu vergrößern und zu entzerren. Außerdem wurde die Anzahl der Magnete, die die Membran einfassen, deutlich erhöht. Darüber hinaus wurden die Komponenten des Magnetkreises neu gestaltet, um die Verteilung des magnetischen Flusses zu optimieren, unnötige Resonanzen zu unterdrücken und ein noch besseres Einschwingverhalten zu erreichen. Dies ermöglicht eine präzise und hochauflösende Wiedergabe vom niedrigen bis zum hohen Frequenzbereich und liefert ein hervorragendes Gefühl der Lokalisierung und Trennung mit einer überwältigenden Ansprache. Dies bietet einen deutlichen Vorteil beim Hören von leisen Geräuschen wie Schritten, bei der schnellen und genauen Ortung dieser Geräusche und bei der genauen Lokalisierung und Unterscheidung von Zielen gegenüber Umgebungsgeräuschen und Hintergrundmusik.
Wir sprechen also von magnetostatischen Treibern (Schallwandlern), wie sie auch bei meinem aktuellen Standardmodell, dem Hifiman DEVA PRO zum Einsatz kommen.
Fostex hat lediglich eine eigene, spezielle Technologie innerhalb der Magnetostaten entwickelt und macht da anscheinend schon immer einen sehr guten Job. Ein guter Artikel, der die verschiedenen Technologien von Treibern bzw. Schallwandlern erklärt, findet sich übrigens hier bei delamar.de
Zusammengefasst lässt sich das Ergebnis am besten über das folgende Bild (Quelle: megaaudio.de / Fostex) erklären…
Das Einschwingen soll also schneller abgeschlossen sein und damit „hören“ wir als Nutzer differenzierter, schneller und genauer. Gerade im Gaming kann das natürlich einen Unterschied machen und damit ist mir auch klar, warum dieses Modell derzeit so einen Hype erlebt!
Tragekomfort & Sitz des Fostex T50RPmk4g
Einen neuen Kopfhörer das erste Mal auf den Kopf und auf die Lauscher zu ziehen, wird niemals langweilig und bringt immer eine gewisse Spannung mit sich!
Entscheidend ist dabei nicht unbedingt der Ersteindruck. Ohne diesen – oder sagen wir – bei einem schlechten Ersteindruck, wirst du einem Kopfhörer aber keine Chance geben und dich niemals auf ihn einlassen. Es ist eben wie bei Menschen.
Wichtiger ist der Langzeitkomfort und Sitz eines Kopfhörers, wenn du ihn mal über 2-3 Stunden auf dem Kopf hast. Hier zeigt sich die wahre Stärke.
Beispiel: Mein Hifiman DEVA PRO fühlt sich im Ersteindruck etwas hölzern und nicht ganz so geschmeidig an, wie man sich das vorstellen würde. Nach 10 Minuten spürst du ihn aber einfach für die nächsten 4-8 Stunden nicht mehr.
Ersteindruck
Der T50RPmk4g bringt eine gelungene Polsterung bei den Ohrmuscheln sowie dem Kopfbügel mit. Sehr angenehm. Weicher und guter Memory-Foam fühlt sich am Kopf einfach immer gut an. So auch in diesem Fall.
Der Anpressdruck von den Seiten könnte nach meinem Geschmack durchaus ein wenig geringer ausfallen. Schließlich wurde das Modell nicht fürs joggen entwickelt und muss sich nicht am Kopf festkrallen. Dieses Gefühl gibt sich aber nach kurzer Zeit.
Die Ohrmuschelöffnungen haben die Abmessungen von ca. 4×6 cm und fallen damit etwas kleiner als (für mich) gewohnt aus. Dadurch muss ich mit dem Hörer auf dem Kopf mehrmals nachjustieren, bis sich meine Ohren auch wirklich an Ort und stelle wohlfühlen.
Mit der halboffenen Bauweise merkt man als Fan von komplett offenen Modellen sofort, dass ein Teil der Umgebung verloren geht. Ich hätte es mir aber schlimmer vorgestellt und ich würde fast behaupten, manch andere „offene“ Bauweisen nehmen noch deutlich mehr von der Umwelt. Das passt also auch für Fans von offenen Vertretern.
Nach etwas hin und herrücken der Ohrmuscheln, einstellen der Muschelhöhe und Klimatisierung der Polster sitzt dann alles. Zusammengefasst ein guter Ersteindruck. Lediglich der minimal zu hohe Seitendruck bleibt spürbar und eben das Gefühl von Kunstleder auf der Haut (nicht so mein Ding).
Langzeitkomfort
Der Test zu diesem Kopfhörer bis hin zur Review dauerte ca. 3 Wochen. In dieser Zeit spielte ich meist 3-5 Stunden. In Ausnahmefällen auch mal etwas länger. Genug Zeit also, um über den praxisnahen Langzeitkomfort zu sprechen.
Was hat sich nun gegenüber dem Ersteindruck verändert?
Das Gewicht von 369 g spielt nach einer Weile keine Rolle mehr. Was aber bleibt ist einfach das Gefühl, einen Kopfhörer auf dem Kopf zu haben. Klingt komisch? Der perfekte Sitz & Komfort zeichnet sich für mich dadurch aus, dass ich mit der Zeit „vergesse“ einen Kopfhörer zu tragen. Und das ist beim T50RPmk4g leider nicht ganz gegeben.
Anfangs dachte ich, es liegt wie üblich an meiner persönlichen Abneigung von „Kunstleder auf Haut“. Nach genauerem hineinfühlen ist es aber der etwas zu starke Anpressdruck, den ich bereits erwähnt hatte. Ich bin Brillenträger, evtl. wird dieses Gefühl dadurch noch verstärkt oder ich habe einfach einen zu breiten Schädel, was auch gut sein kann. Auf jeden Fall würde ich jedem empfehlen, auf dieses Merkmal genau zu achten.
Durch die halboffene Bauweise ist die Belüftung auf Dauer gar nicht so schlecht. Die üblichen Nebenerscheinungen wie schwitzige Ohren im Inneren der Ohrmuschel konnte ich also nicht feststellen. Lediglich an den Kontaktstellen auf der Haut wird es etwas feuchtwarm…
Nicht zu vernachlässigen bleibt an dieser Stelle die symmetrische Kabelführung. Soll heißen, du kannst das einseitige Kabel entweder an der linken oder an der rechten Ohrmuschel einstecken. Je nachdem, wie es dir beim Gaming weniger im Weg ist. Coole Sache! Übrigens haben wir hier ein sehr hochwertiges (dickes) Kabel mit einer Länge von 2 Metern.
Die Soundqualität des Fostex T50RPmk4g
Kommen wir wichtigsten Kategorie – wie klingt der T50RPmk4g nun beim Gaming? Bevor wir mit meinen Eindrücken starten, noch ein paar technische Daten, die hier dazu gehörten:
- Frequenzgang: 10 Hz – 40 KHz
- Impedanz: 28 Ohm
- maximale Eingangsleistung 3000 mW
- Empfindlichkeit: 97 dB
Der Frequenzbereich ist schon eine Ansage! Damit kommt der Fostex T50RPmk4g tiefer und höher als manch andere Vertreter in dieser Preisklasse. Auch wenn der Ultra-Hochbereich wohl kaum mehr hörbar für das menschliche Ohr sein wird.
Die Impedanz von 28 Ohm eignet für die meisten Kopfhöreranschlüsse und bedarf keiner speziellen Verstärkung. Damit kann der Kopfhörer beispielsweise auch ohne Einbußen an einer Onboard-Soundkarte oder an einen Konsolen-Controller angeschlossen werden.
In meinem Fall nutzte ich das Audio-Interface ELGATO WAVE XLR*, um bestmögliche Voraussetzungen zu schaffen. Und da ich es schon mehrmals in dieser Review gemacht habe, werde ich auch in dieser Kategorie mit dem aus ähnlicher Technik gefertigten Hifman DEVA PRO vergleichen, welcher mein aktueller Alltagskopfhörer ist.
Und was könnte sich für so einen Test besser anbieten als S.T.A.L.K.E.R. 2: Heart of Chornobyl? Dieses atmosphärische Spiel bringt die besten Voraussetzungen mit, um die RP-Technologie so richtig auszureizen. Aber auch kompetitives Gameplay wie ein klassisches PUBG war mit am Start.
So klingt der T50RPmk4g
Durch die halboffene Bauweise bringt der Hörer eine gewaltige Bühne mit! Es scheint fast so, also würde diese Bauweise die Vorteile beider Welten verschmelzen.
Die satten und druckvollen Bässe hauen ganz schön rein. Gerade bei Stalker 2 war mir das beim Sound der Schrotflinte aufgefallen. Im direkten Vergleich klingt mein DEVA PRO hier eher etwas sumpfig und unnatürlich.
Von der Soundkulisse her überzeugt der Magnetostat ähnlich sauber und lässt mich sehr differenziert Umgebungs-, Umwelt-, und „Zonengeräusche“ wahrnehmen. Ein Strauch am vorbeilaufen, Kiesboden beim Laufen oder Windgeräusche steigern die Immersion um ein Vielfaches. An dieser Stelle konnte ich im direkten Vergleich keine signifikanten Unterschiede ausmachen. Aber auch hier punktet der Fostex ebenfalls mit satterem Bass.
In Sachen Geräuschortung behaupte ich jetzt einfach mal, dass hörbare Unterschiede schwierig sind. Sowohl in PUBG als auch in Stalker 2 konnte ich mit allen Modellen und geschlossenen Augen sagen, woher ein Geräusch kommt. Um es auf die RP-Technologie abgezielt auf den Punkt zu bringen: Dieses Feature wird eher subjektiv punkten und lässt sich schwierig nachstellen.
Zusammengefasst liegt für mich die Stärke des Fostex T50RPmk4g deutlich in der mega immersiven Bühne. Die große und breite Dynamik kommt wie bei magnetostatischen Hörern üblich, evtl. durch die RP-Technologie noch deutlicher rüber. Vom weit entfernten Vogelgezwitscher und Blättern, die sich im Wind bewegen, bis hin zum über die Landschaft nachhallenden Schuss einer Schrotflinte. Einfach beeindruckend!
Gesamteindruck & Fazit
Zweifelsfrei gehört der Fostex T50RPmk4g zu den besten Kopfhörern, die ich bisher testen und nutzen durfte! So eine gewaltige Bühne an Sound kam mir in dieser Preisklasse bisher selten unter. Die halboffene Bauart, in Verbindung der magnetostatischen RP-Technologie, gepaart mit seinem krassen Frequenzbereich, lässt keine Wünsche offen!
Für mich persönlich wäre es wohl mein neuer Alltagskopfhörer, wenn er einfach Velours-Polsterung an den Ohrmuscheln hätte. Diese Sache bleibt aber persönlicher Geschmack und da liegt es einfach an mir. Sogar über die halboffene Bauweise würde ich in diesem Fall hinwegsehen, da der Sound einfach um ein so vielfaches besser ist und die Einbußen kaum spürbar sind.
Wenn du also keinen Aber gegen Kunstleder hast, nicht auf Teufel komm raus einen offenen Kopfhörer brauchst und besten Sound suchst, ist der T50RPmk4g genau dein Ding und die richtige Wahl!