Das Ende der LAN-Parties…

Proberaumzocken

Es ist noch gar nicht so lange her, da begann alles mit einem Nullmodem-Kabel und zwei mausgrauen Midi-Towern in einem Keller-Hobby-Raum.

Multiplayer war das große Stichwort und jeder wollte es machen. Was bislang nur mit zwei Game Boy’s und Tetris ging, war auf einmal mit Command & Conquer und Co. möglich.

Dabei war es nicht so einfach…

Stundenlange Protokoll-Tüftelleien, Treiberreibereien und Versionsdebatten waren angesagt. Vom Aufbau bis zum ersten Multiplayer-Spiel dauerte es schon mal bis zu zwei Stunden.

Und war endlich alles am laufen, wurden wir durch die langsame Übertragungsrate und das „ruckelnde“ Spielerlebnis enttäuscht. Leider war die Ausbeute einer 1:1 Lan-Party nicht sehr groß. Schließlich war man ja nur zu zweit.

Das Geheimnis hieß Netzwerkkarte!

Mal eben mit den Kumpels das teure Ding und das Zubehör zusammen gespart. Letzteres war übrigens gar nicht billig. Wir brauchten ein koaxiales Netzwerkkabel, dazu einige T-Stücke und ein Endstück. Die Rechner wurden sozusagen in Reihe geschaltet.

Es war noch nicht üblich, sich einen Hub bzw. Switch anzuschaffen. Viel zu teuer!

Zu Zeiten von Windows 95 war der Aufbau eines Netzwerks alle andere als einfach. Wieder folgten Protokolleinstellungen, IP-Adressen-Missverständnisse und vieles mehr. Einen gab es immer, der nicht rein kam. Aber wenn es mal lief, dann lief es. Nun konnten wir auch Shooter wie Half-Life, Autorennspiele und andere Genres zu Mehrt spielen. Endlich!

Und irgendwo hier entstanden dann die ersten klassischen LAN-Parties.

Wir trafen uns organisiert und geplant zu viert bis max. 16 Spieler (ich will nicht von den großen Hallen-LAN-Parties sprechen). Mal im Zimmer des Kollegen, im Wohnzimmer des Kumpels der sturmfrei hatte oder im Vereinsraum wenn es doch etwas mehr wurde.

Es gab Pizza, Döner, Burger, Junk sowie reichlich Knabberzeug, gesüßte Getränke und (später) Bier. Mit der Zeit verschwand das Koaxiale Kabel und das Patch-Kabel hatte Einzug. Auch einen Hub legten wir zu. Erst mit 10 MBit, dann 100 MBit und zuletzt 1000 MBit.

Nächtelanger Spaß, gepaart mit dummen Sprüchen, witzigen Mampfpausen und einer gigantischen Daten-Tausch-Börse, war die Folge. Wow war das geil!

Die Wende

Leider duldete die Spielindustrie es irgendwann nicht mehr, dass wir uns OFFLINE treffen und eine LAN-Party ohne dauerhaften Online-Status abhalten.

Auch überhaupt die Möglichkeit eines LAN-Multiplayer-Modus verschwand nach und nach aus den Menüs. Alles musste nun über Online-Portale laufen. Jeder für sich, jeder allein, sodass ja keine sozialgemeinschaftliche Stimmung aufkommt. Es reicht doch, wenn man mit Headset an seinem Schreibtisch sitzt und „digitale“ Kontakte hat!

Was soll das?!

Ich verstehe bis heute nicht, warum es keinen LAN-Modus mehr gibt (oder geben darf)?

Natürlich könnte man jetzt sagen: „Ja gut, dann trefft euch halt und geht alle zusammen online“.

Aber erstens ist das nicht das gleiche und zweitens: Kommt eigentlich mal jemand auf die Idee, dass größere Räume, die LAN-Party-geeignet sind, oft keinen Internetanschluss haben?!

Also bleiben wir halt zuhause wenn wir die neuen Games auch mal im Multiplayer zocken möchten. Was bleibt uns auch sonst übrig?

Wir tauschen uns hin und wieder mit den Freunden aus. Sprechen über das Erlebte, den Fortschritt. Eigentlich spielt jeder nur für sich. Irgendwie langweilig…

So ist das Ende der LAN-Parties schon lange besiegelte Sache und wird wohl nie wieder so, wie es mal war.

Ob nun die Spielindustrie die Hauptschuld trägt oder vielleicht auch etwas wir selbst, sei dahingestellt.

Aber eines ist klar! Wenn wir uns mal wieder zu einer LAN-Party aufraffen können, werden eben die alten Schinken gezockt! Macht auch Spaß…

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