Aberglaube und verrückte Rituale

Aberglaube und verrückte Rituale

Aberglaube ist in unserer Gesellschaft ja weit verbreitet. Immer wieder wird man von einer (es gut meinenden) Person aufgefordert, etwas leicht Absurdes zu tun, nur “weil’s Glück bringt”. Viele vermeiden Leitern, schwarze Katzen (was haben uns die armen Tiere eigentlich getan?), die Zahl 13 und noch viel mehr.

In Casinos wird z. B. häufig Rot getragen. Die Farbe gilt weltweit in der Spieler-Szene als glückbringend. In China ist das sogar so weit verbreitet, dass sich manche Casino-Besucher rote Unterwäsche anziehen.

In der Sportwelt ist Aberglaube ebenso oft anzutreffen, wenn nicht sogar noch häufiger. So trug Michael Jordan zum Beispiel als Glücksbringer bei Spielen stets die Mannschaftsshorts seines Collegeteams unter seinen Hosen. Um diese zu verstecken, musste er darüber längere Shorts anziehen. Prompt löste der Basketball-Star damit einen Trend aus: die längeren Shorts wurden Mode und werden heute fast nur noch so getragen.

Tiger Woods schwört auch auf die Farbe Rot und trägt an Finaltagen immer ein rotes Hemd. Laut eigener Aussage hat das mit der Meinung seiner Mutter zu tun, Rot sei seine Power-Farbe.

Dort wo ein Spiel stattfindet – also Glück und Zufall eine Rolle spielen – findet man Aberglauben. Selbstverständlich gilt das auch für die Gamer-Szene. Viele Spieler sind überzeugt davon, dass ein bestimmtes Ritual den Ausgang eines Spiels beeinflussen kann und sie sind nicht davon abzubringen.

Im Jahr 2013 schreibt Psychochild auf seinem Blog über seinen Aberglauben als Kind beim Spielen von Dragon Warrior. Um aufkommende Benachrichtigungen vor dem Angreifen schnell auszublenden, drückte er den Knopf oft ungeduldig, ein paar Mal nacheinander. Nach einer gewissen Zeit erschien es ihm so, als würde er immer dann, wenn er diese Taktik einhielt, bessere Resultate erzielen. Er fing an, seinen Finger immer nur in einem bestimmten Rhythmus zu bewegen, um so die bestmöglichsten Attacken hervorzurufen. So schnell kann also ein Ritual entstehen – und haben wir nicht früher alle den B-Knopf gedrückt, damit das Pokémon im Ball bleibt? … Aber nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene halten an Ritualen fest.

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Das Daedalus-Projekt ist eine Sammlung von online Studien über MMO-Spieler. Hier sind einige Auszüge der Seite, bei denen es um Aberglaube geht:

Bei EverQuest gibt es einige Leute, die glauben, wenn sie betrunken genug wären, würden sie an einen “besonderen Ort” transportiert werden, heißt es dort. Das Gerücht fing wohl an, nachdem ein Spieler zu betrunken war, um zu kontrollieren, wo er hinlief und sich verirrte (Anscheinend wirken die Grafiken verzerrt, wenn man nur betrunken genug ist). Er verirrte sich an einen seltsamen Ort und löste das hartnäckige Gerücht aus, das man einen solchen “besonderen Ort” erreichen könne, wenn man nur genug Alkohol intus hätte.

Über einen anderen Spieler wird berichtet, der sich von einem Monster angreifen ließ, nur weil er gehört hatte, dass dies für seine Abwehr später im Spiel förderlich sei.

Bei FFXI herrscht auch Aberglaube. Dort gibt es eine Tür, die sich nur öffnen lässt, wenn man eine Art Ritual durchläuft. Es muss ein bestimmter Ablauf eingehalten werden, damit sich die Tür öffnet. Bevor man auf Enter drückt, damit die Tür schließlich aufgeht, muss eine Zeitspanne von circa 30 Sekunden gewartet werden (man muss warten bis ein Ablauf zu Ende geführt wurde). Bei FFXI gibt es einen live Chat. Viele Spieler sind fest davon überzeugt, dass man auf keinen Fall irgendetwas tippen kann, während man die 30 Sekunden abwartet, da sich ansonsten die Tür nicht öffnen würde. Das wäre dann die Schuld des Spielers. Es muss also absolute Stille herrschen.

Als regelmäßiger Spieler, besonders von MMO-Spielen, wird man häufig von anderen darüber belehrt, was in bestimmten Situationen hilfreich ist und was nicht. Zum Beispiel wird einem geraten welche Waffen man in einem bestimmten Spiel verwenden sollte, einen neuen Charakter zu wählen (nur weil der andere sonst draufgehen könne) und sogar welchen Teil eines Monsters man angreifen darf. Es sind die hartnäckigsten Gerüchte im Umlauf.

Ob Aberglaube im Glücksspiel, bei Games, im Sport oder im Alltag – merkwürdige kleine Rituale sind fast überall anzutreffen. Das Ziel des Verhaltens ist, laut Wissenschaftlern, das, was außerhalb unserer Kontrolle liegt, zu beeinflussen. Man kann im Sport zum Beispiel einen bestimmten Bewegungsablauf nicht immer perfekt ausführen, glaubt man aber das Schicksal und den Spielausgang fest im Griff zu haben, ist man auf der sicheren Seite. Aberglaube gibt dem, der ihn ausführt, Selbstbewusstsein. Solange man damit also andere Spieler oder Menschen in seinem Umfeld nicht stört und sich selbst nicht zu sehr einschränkt, ist das Ganze eigentlich harmlos.

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